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DAS SCHEITERN DER EINHEITS- UND VOLKSFRONTPOLITIK
 

Am 23. November 1935 fand das erste Spitzengespräch der KPD mit den Sozialdemokraten Friedrich Stampfer und Hans Vogel in Prag statt.

Trotz der Selbstkritik von Teilen des Führungspersonals der KPD, die einräumten, dass die Einheitsfront deswegen so schwer herzustellen sei, weil die KPD darunter nur „die Vereinigung in den Reihen unserer Partei“ verstanden habe, hatten die SPD-Vertreter von vornherein Zweifel an der Ernsthaftigkeit, mit der sich die KPD-Führung zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit allen Nichtkommunisten bereit erklärte. Es kam aus KPD-Sicht nicht zu den gewünschten Ergebnissen. Eine gemeinsame Erklärung war nicht möglich. Ein von der SPD angebotener „Nichtangriffspakt“ war Walter Ulbricht und Franz Dahlem zu wenig. Sie wollten so schnell wie möglich eine Kooperationsvereinbarung mit der SPD. Dazu war die SPD-Leitung nicht bereit. Die Erfahrung der jahrelangen politischen Feindschaft ließ sich nicht so schnell vergessen. Die Glaubwürdigkeit der KPD, jetzt einen demokratischen Neuanfang mit gleichberechtigten Partnern zu beginnen, war gering. Die SPD wollte zuerst einmal Erfahrungen mit der neuen Situation sammeln.

Die KPD setzte daraufhin ihre alte Politik gegenüber der SPD fort. Im Exil wurden die „rechten“ Führer diffamiert, die vermeintlichen Linken um- und angeworben; der Erfolg dieser durchsichtigen Politik blieb aus. Schließlich verpuffte auch der Aufruf von Januar 1936 an die SPD und an den Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) zum gemeinsamen Vorgehen bei den bevorstehenden Vertrauensrätewahlen. Die SPD hatte eine gänzlich andere Einschätzung, was die Bedeutung dieser Wahlen anging. Für sie waren sie Scheinwahlen, die für die Masse der Arbeiter keine Bedeutung hatten.
Schließlich ordnete die Parteiführung der SPD Ende Januar 1936 in einem Rundschreiben an die Grenzsekretariate an, keine Verbindungen zu Kommunisten mehr zu unterhalten.

Erfolgreicher waren die Volksfrontinitiativen um den so genannten Lutetia-Kreis von Willi Münzenberg in Paris. Bereits am 26. September 1935 organisierte er im direkten Auftrag von Georgi Dimitroff eine große Zusammenkunft mit Personen aus dem bürgerlichen Spektrum, Sozialdemokraten sowie Intellektuellen, die ihre Krönung unter dem Vorsitz von Heinrich Mann in der Konferenz im Pariser Hotel Lutetia am 2. Februar 1936 fand. Dieser historischen Zusammenkunft war ein behutsamer Zusammenschluss von 15 verschiedenen Emigrantenvertretungen zu einer losen Interessengemeinschaft vorausgegangen, die aber sehr wohl gemeinsame Aktivitäten erlaubte, wie die Herausgabe eines Informationsbulletins oder die Protesterklärung gegen die Hinrichtung des Berliner Leiters der Roten Hilfe Rudolf Klaus.

Am 2. Februar 1936 versammelten sich 120 prominente Persönlichkeiten, unter ihnen Vertreter des ZK der KPD, Sozialdemokraten wie Rudolf Breitscheid und Vertreter der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP). Sie waren eingerahmt von führenden Intellektuellen. Nach kontroverser Diskussion erreichten die Vertreter der Konferenz die Verabschiedung gemeinsamer Forderungen und die Verabredung zu weiterer Zusammenarbeit. Eine gemeinsame Vision eines Deutschlands nach Hitler konnte noch nicht erarbeitet werden. Einstimmig war aber der Aufruf, „alle in Opposition zum Hitler-Regime stehenden Gruppen zur Bundesgenossenschaft im Kampf für Grundfreiheiten und Rechtsstaatlichkeit“ aufzufordern.

Beflügelnd waren sicherlich auch das Zustandekommen der Volksfront in Frankreich und der im März 1936 erfolgte Zusammenschluss der französischen Gewerkschaften. In diese neue Einheitsgewerkschaft konnten schließlich emigrierte deutsche Gewerkschafter eintreten und hier eine neue politische Heimat finden. Damit bildeten sich freigewerkschaftliche deutsche Berufsverbände. Die Bergarbeiter bildeten im März 1936 einen paritätisch besetzten Arbeitsausschuss mit Grenzstellen in der Tschechoslowakei, Frankreich und den Niederlanden zur Anleitung der Arbeit in den Revieren. Unter der Führung des linken Sozialdemokraten Franz Vogt und des Kommunisten Wilhelm Knöchel gaben sie jeden Monat Zeitungen heraus, die auch ihren Weg nach Deutschland fanden.

Alle diese Bemühungen zerbrachen schließlich an der Realität der stalin’schen Säuberungen, an den Schauprozessen und Hinrichtungen. Im August 1936 fand der erste Schauprozess statt, zu dessen prominentesten Angeklagten Grigorij Sinowjew und Lew Kamenew gehörten. Sie wurden wegen angeblicher Sabotage, Verrat und Spionage zum Tode verurteilt und noch am gleichen Tag hingerichtet. Damit begann eine beispiellose blutige Verfolgungswelle, an deren Ende Hunderttausende Kommunisten ermordet wurden.

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