Die Idee zur Gründung eines Hilfs- und Öffentlichkeitskomitees hatte der Leiter der Roten Hilfe für Westdeutschland mit Sitz in Amsterdam, Philipp Daub. Im September/Oktober 1935 kam das Mitglied der illegalen Reichsleitung Paul aus Paris nach Amsterdam zu einem ersten Treffen, um Instruktionen zur Gründung eines Komitees für die Aufklärungskampagne weiterzugeben. An diesem Treffen nahmen auch zwei aus Wuppertal emigrierte KPD-Funktionäre teil, Fritz Rüddenklau und Cläre Muth.
Laut der Aussage Rüddenklaus vor der Gestapo 1940 sollten die Wuppertaler Hochverratsprozesse öffentlichkeitswirksam ausgewertet werden, ohne dass die KPD oder die Rote Hilfe als Träger zu sehr in Erscheinung traten. Um dem Ganzen einen neutralen Anstrich zu verleihen, sollte ein Komitee gegründet werden aus in erster Linie niederländischen Staatsangehörigen, die nicht mit der KPD in Verbindung standen, aber mit den Emigranten sympathisierten.
Doch bis zur eigentlichen Gründung bedurfte es einer Reihe von Vorarbeiten. Zunächst mussten weitere Informationen über die Massenprozesse und die allgemeine Situation in Wuppertal beschafft werden. Diese Aufgabe fiel auf Rüddenklau. Er fuhr mehrmals illegal nach Wuppertal. Hier wohnte er entweder bei seiner Ehefrau oder bei seiner Schwester Elise Kuhbier. Bei seinen Besuchen in Wuppertal stellte er Kontakte zu Emil Hochbein, August Obermeier, Walter Sander und weiteren KPD-Funktionären her, die sich rechtzeitig den Massenverhaftungen hatten entziehen können. Sie bekamen den Auftrag, die illegalen Strukturen der KPD und der Roten Hilfe in Wuppertal neu zu organisieren. Das gesammelte Material, bestehend aus Fotos des Konzentrationslagers Kemna, Anklageschriften, Todesurkunden der in Haft Verstorbenen, Namen der Inhaftierten und Adressen von Angehörigen sowie Angaben über Misshandlungen bei den Vernehmungen, wertete Rüddenklau systematisch aus.
Die aus Wuppertal emigrierte Muth hatte die Aufgabe, einflussreiche niederländische Bürgerinnen und Bürger für die offizielle Mitarbeit im Komitee zu gewinnen. Sie war die Einzige, die mehr oder weniger öffentlich in Erscheinung treten und den Kontakt zu niederländischen Persönlichkeiten und Redaktionen suchen konnte, da sie die Ehefrau des von der Gestapo ermordeten Wilhelm Muths war und darüber hinaus vor 1933 eine Zeit lang in den Niederlanden als Näherin gearbeitet hatte. Als ersten Schritt erreichte Muth, dass in der international veröffentlichen Gewerkschaftszeitung des Bekleidungsarbeiterverbands ein Artikel über die Wuppertaler Ereignisse erschien. Darüber hinaus konnte sie mehrere niederländische Persönlichkeiten aus dem kulturellen Leben und der politischen Linken für das Wuppertal-Komitee gewinnen. Diese Personen waren keine Marionetten der Exil-KPD, sondern eigenständige politisch selbstbewusste Personen, die von ihrem Tun überzeugt waren. Den Vorsitz des Komitees übernahm die Übersetzerin Selma Meijer. Meijer war führende Kraft der niederländischen bürgerlichen Frauenbewegung. Sie arbeitete als Sekretärin der Hauptverwaltung des Internationalen Frauenbunds für Frieden und Freiheit. In ihrem Druck-, Schreib- und Versandbüro wurden die Propagandamaterialien hergestellt. Als stellvertretender Vorstandsvorsitzender fungierte der Nervenarzt Dr. Adrianus Oerlemans. Kassiererin wurde Ademar van Scheldemar. Van Scheldemar engagierte sich auch als Gründungsmitglied eines Empfehlungskomitees für emigrierte Kommunisten in den Niederlanden. Für die Öffentlichkeitsarbeit war Anna Aleida Alma, geborene Heijnen, zuständig. Über persönliche Briefe gelang es Muth des Weiteren, die Dichterin Henriette Holsten, einen Pfarrer, einige Schriftsteller, Maler, Journalisten und Rechtsanwälte zur Mitarbeit im Komitee zu bewegen.
Weihnachten 1935 wurde schließlich das Komitee unter dem Namen Centraal Comitée Wuppertal Process offiziell gegründet. 77 Intellektuelle aus den Niederlanden, darunter viele prominente Professoren, Schriftstellerinnen, Rechtsanwälte und Pastoren unterstützten das Projekt. Das Komitee trat nach außen hin als rein niederländische Hilfsorganisation auf und verfolgte im Wesentlichen zwei Ziele: Es sollte Geld für die Angehörigen der Verhafteten gesammelt werden, um diese moralisch und materiell zu unterstützen und die Solidarität untereinander zu stärken. Außerdem sollte es international auf die Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse aufmerksam machen und damit die bevorstehenden Verurteilungen vieler Mitglieder des Widerstands gegen das NS-Regime verhindern. Inoffizielle Mitarbeiter des Wuppertal-Komitees waren neben der bereits erwähnten Muth und Rüddenklau der Lüdenscheider Werner Kowalski und die Wuppertaler Ewald Seiler und Alfons Kaps.
Im Februar 1936 wurde ein Hilfsausschuss, bestehend aus einem KPD-Funktionär und zwei linken Sozialdemokraten, in die Struktur des Wuppertal-Komitees eingebaut. Dieses überparteiliche Gremium sollte sich über die Unterstützungstätigkeit für die Wuppertaler Betroffenen hinaus, auch um die Folgen der Nürnberger Rassengesetze und allgemein, über die Rechtsbrüche und Rechtsverbrechen in Deutschland kümmern.
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