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Paul Claasen Paul Claasen
 
Paul Claasen
 

Claasen wurde am 19. April 1891 in Solingen als Sohn eines Schreiners geboren, der in der sozialdemokratischen Partei organisiert war. Mit 14 Jahren begann er eine Lehre als Feilenhauer, wurde 1907 Mitglied im Metallarbeiterverband, und nach der Lehre trat er in die SPD ein. Er engagierte sich im Arbeiterturnverein und war Mitbegründer des ersten Arbeiterschwimmvereins in Solingen. Er heiratete mit 21 Jahren, ab 1913 bis Kriegsende war er als Soldat eingezogen. Nach Beendigung des Kriegs war Claasen Mitbegründer des Spartakusbundes in Solingen. Am 15. Januar 1919 wurde die KPD in Solingen gegründet. Seit dieser Zeit war Claasen Funktionär der KPD. Als Mitglied der Roten Ruhrarmee war Claasen bei der Vertreibung der „Lüttwitzer“ in Wuppertal-Cronenberg und in Elberfeld und bei Kämpfen in Wesel aktiv.

Claasen stand seit einem Streik der Feilenhauer und Gesenkschmiede auf der schwarzen Liste der Unternehmer in Solingen, so dass er nicht einmal mehr Heimarbeit bekam. Da er seit Jahren aktiv in proletarischen Kulturorganisationen und dem Arbeitersport engagiert war, wurde er zum Bauleiter des neuen Strandbads und zum Geschäftsführer des Arbeiterschwimmvereins in Solingen. Ein kleines Gehalt als Bademeister hielt ihn über Wasser.

In den 1930er Jahren entwickelte sich in Solingen aus den Mitgliedern der Arbeitersportvereine und aus dem Roten Frontkämpfer Bund (RFB) die militanten Kerne für den Kampf gegen die Nationalsozialisten, aber auch für soziale Auseinandersetzungen. Körperliche Angriffe gegen Streikbrecher, Sprengstoffanschläge bei Streikauseinandersetzungen, zum Teil bewaffneter Schutz von Wahlveranstaltungen und Propagandaaktionen sowie Verhinderung von Exmittierungen gehörten nach eigener Aussage zum Tätigkeitsfeld von Claasen bis 1933. Nach dem Reichstagsbrand tauchte Claasen unter und wurde von der Partei als Instrukteur nach Essen und später nach Hagen geschickt. Die Instruktionen bekam Claasen über Heinrich „Fred“ Schmitt. Im Juli 1934 wurde er nach vierwöchigem Gewerkschaftskursus in Haarlem in den Unterbezirk (UB) Wuppertal geschickt. Ende September 1934 wurde er der verantwortliche Mann für die Gewerkschaftsarbeit im UB Barmen.

Claasen wurde Anfang 1935 bei einem illegalen Treff am Toelleturm fast erwischt, von weitem sah er die Umstellungsmaßnahmen Was meint das genau? der Polizei. Sein „Gesprächspartner“ hatte ihn der Gestapo „verpfiffen“. Claasen ließ sich in den Raum Duisburg versetzen. Dort wurde er am 16. Mai 1935 verhaftet. Nach schwerer Folterung wurde er zur weiteren „Bearbeitung“ in die Von der Heydt-Gasse in Wuppertal gebracht. Kriminalsekretär Eugen Pedrotti empfing ihn mit den Worten: „Jetzt kommt der Otto!“ Mit Gegenüberstellungen und Folterverhören versuchte die Gestapo die Tätigkeiten von Claasen aufzuklären. Erst Wochen später gelang es dem Reichsanwalt aus Berlin, seine wahre Identität herauszubekommen. Claasen wurde nach achtmonatiger Untersuchungshaft vom Volksgerichtshof (VGH) am 2. Februar 1936 in Essen zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt.

Bis 1943 er war im Zuchthaus Münster eingesperrt, wurde dann in „Schutzhaft“ genommen und in das KZ Mauthausen eingeliefert. Er überlebte nach eigenen Angaben durch die Hilfe eines tschechischen Arztes, der ihn in der Infektionsbaracke der Paratyphuskranken als Hilfssanitäter einsetzte und ihn so vor dem Zugriff der SS schützte. Claasen wurde im Mauthausen-Außenlager Ebensee befreit.

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